Stilles Wasser (3)

Immer noch derselbe Weiher am selben Ostermorgen. Belichtung mit ND-3,0-Filter etwa 15 Sekunden – wie man sieht, war es bemerkenswert windarm. Hier noch ein anderer Ausschnitt in SW-Konvertierung:

Falls sich wer für Technisches interessiert: An dieser Stelle habe ich ein wenig mit der Sensorshift-Technik der Olympus experimentiert, um herauszufinden, ob sich das auch für Landschaftsfotografie eignet, um die effektive Auflösung zu verbessern. Hintergrund:
1. Die Kamera liefert nominell ca. 16 Megapixel ans Bildbearbeitungsprogramm aus, das entspräche umgerechnet mehr als 60 MP auf einem Fullframe-Sensor. Wenn man weiß, dass bei Vollformat die wenigsten Objektive auch nur ausreichende optische Auflösung für 40 MP liefern, kann man sich vorstellen, dass 16 MP bei Micro Four Thirds eher rechnerische Trickserei mit entsprechenden Artefakten denn echte Auflösung sind. Und wenn man genau hinschaut, sieht man das auch – siehe erstes Vergleichspaar unten.
2. Nun haben einige MFT-Modelle einen Sensorshift-Mechanismus eingebaut, der durch Überlagerung von insgesamt acht Aufnahmen (zuerst eine um je ein ganzes Pixel verschobene 2×2-Matrix, dann noch einmal das Gleiche, aber um ein halbes Pixel versetzt) und deren Verrechnung eine Raw-Datei mit linear doppelter Auflösung liefert, also 64 Megapixel. Diese halbe Überlagerung reduziert das „Grundrauschen“ schon ein bisschen, aber wenn man diese 64 MP dann wieder auf 16 runterrechnet, sollte das erst recht eine Verbesserung zeigen. So ist es auch:

Durch den Zeitversatz bei dieser Multishot-Technik (die acht Aufnahmen erfolgen logischerweise hintereinander) ergibt sich allerdings, dass bewegte Bereiche im Bild merkwürdige Artefakte zeigen. Zur Verdeutlichung ein Ausschnitt aus dem originalen 64-MP-Foto bei 100%:

Was man hier auch sehr schön sieht: Die Unterschiede sind klein. Fürs tägliche Leben sind sie effektiv vernachlässigbar. Für meine beruflichen Zwecke machen sich diese kleinen, feinen Unterschiede aber schon bezahlt: nämlich beispielsweise für Repros, die in DIN A3 oder noch größer gedruckt werden sollen. Für solche Zwecke schieße ich dann eine Serie von gleich 8 bis 10 hoch aufgelösten Aufnahmen in identischem Ausschnitt und rechne diese nicht herunter, sondern füge sie in Photoshop in Einzelebenen zu einer Datei zusammen und blende die Ebenen weich ineinander, was das Rauschen nochmals reduziert. (Erst danach kommt der Scharfzeichner zum Einsatz.) Speziell bei großen Vorlagen, die nicht in einem Durchgang auf meinem Flachbettscanner einzulesen sind, ist das die für mich schnellste und sauberste Methode, zu hohen Druckauflösungen zu kommen.
PS: Das große Artikelfoto habe ich übrigens nicht aus der 64-, sondern aus der ursprünglichen 16-Megapixel-Version des Motivs erzeugt. In dieser Darstellungsgröße spielt das Rauschen, das bei 100% doch deutlich auffällt, noch gar keine Rolle …


4 Kommentare
Thomas_U
Das sind sehr interessante infos, Danke!
chw
Gern geschehen 🙂 Ich hatte oben nicht noch tiefer ins Detail gehen wollen (für mein Just-for-fun-Blog fand ich das so schon technisch genug), aber tatsächlich hatte ich neulich bei einer komplizierten Reproduktion ein echtes Aha-Erlebnis mit Kamera vs. Scanner:
Ausgangspunkt war eine gedruckte, extrem detaillierte alte Landkarte, die in 4 Abschnitten auf dem Scanner eingelesen und dann zusammenmontiert werden musste. Nun kann man aber manuell eine Vorlage gar nicht aufs Zehntelgrad genau auf den Scanner legen, d.h. da war bei den Überlappungen noch minimal nachzujustieren, was bei einer Dateigröße im anfänglich noch Gigabyte-Bereich hartes Gefrickel war und letztlich auch nicht 100% perfekt geklappt hat.
Also habe ich sie noch mal mit der Digitalkamera im Multishot-Modus abfotografiert, und zwar, wie beschrieben, 10x identisch. (Normlicht, Graukarte, pipapo, klar.) Dann habe ich die rohen 64-Megapixel-Daten gestackt und nach diesem Verfahren
https://petapixel.com/2015/02/21/a-practical-guide-to-creating-superresolution-photos-with-photoshop/
(nur ohne Resizing) miteinander verrechnet, um das restliche Rauschen zu minimieren. Danach (und nach Scharfzeichnen) hatte ich vergleichbare Detailgenauigkeit wie aus dem Flachbettscanner, allerdings nahezu ohne das Moiré des ursprünglichen Druckrasters; ich kann nur vermuten, dass das durch die viel kleinere Abtastfläche von Sensor vs. Scanner einfach nicht so zum Tragen kam. – Hat mir jedenfalls sehr gut gefallen im Ergebnis. (Hier leider ohne Beweisbilder, da diese Karte zum Projekt eines Privatkunden gehört.)
chw
Okay, ich hab jetzt doch mal zwei kleine Beispielausschnitte aus besagter Karte zum Vergleich. Sind in echt winzigklein, kaum mit bloßem Auge zu lesen.
Flachbettscan, Epson V750 @600dpi (noch zu hell, habe ich dann nicht mehr final bearbeitet), mit gut sichtbarem Druckraster:
https://pixeleien.cwoehrl.de/wp-content/uploads/2020/04/bsp_flachbettscan.png
Digitalfoto, Olympus E-M5 II im Multishot-Modus (64 MP), Mikro-Nikkor 60mm, mehrere Aufnahmen zum Entrauschen in PS überlagert; für den Druck wird sie dann noch leicht aufgehellt, um auf Papier wieder diesen Ton zu bekommen:
https://pixeleien.cwoehrl.de/wp-content/uploads/2020/04/bsp_kamera.png
Für mein Empfinden kommt die Lebendigkeit der Aquarellierung im Foto deutlich besser rüber, die Papierstruktur auch. Die allerletzten Feinheiten gehen mglw. verloren gegenüber dem Scan (zumal ich dessen optische Auflösung mit 600 dpi noch nicht annähernd ausreize), aber für meinen Zweck reicht es: Ich kann die Karte (Original etwas größer als DIN A3) 20 Prozent vergrößert drucken und habe dabei immer noch effektiv fast 375dpi. Und die Arbeit mit einer so großen Vorlage ist mit der Kamera wesentlich schneller erledigt als mit dem Scanner.
derbaum
spannend – alles text, bilder kommentar!