Waldspaziergang Anfang Dezember

Nature Morte mit zwei ausgerissenen Pilzen
Herbstblätter im Gegenlicht
Mulde in Astgabelung

Zum Mittagspausen-Spaziergang habe ich heute bewusst keine Kamera mitgenommen, sondern nur das Telefon. Das neue Gebrauchte gehört zu der Sorte, die zwei Objektive und einen Tiefensensor haben, damit musste ich natürlich mal ein bisschen experimentieren. Das Pilz-Stillleben ist mit der längeren Brennweite im Makromodus aufgenommen und nur am Touchscreen zu dieser reduzierten Farbigkeit bearbeitet; das Hochformat habe ich mit dem Weitwinkel ohne spezielle Einstellungen aufgenommen, und die Blätter im Gegenlicht nutzen (über den Portrait-Modus der App Camera+ 2) den Tiefensensor.

Speziell dessen Möglichkeiten finde ich schon geradezu erschreckend, denn damit kann man in zumindest für den Bildschirm tadelloser Qualität die Tiefenschärfe nachträglich festlegen. Hier die beiden extremsten Einstellungen, beachtet bitte, dass es sich um ein und dasselbe Foto handelt:

Gegenüberstellung Tiefensensor bei schwächstem und stärkstem Portrait-Modus

Damit nicht genug – ich kann auch im Bearbeitungs-Modul der Foto-App für nahezu alle Einstellungen festlegen, auf welchen Entfernungsbereich sie wirken sollen: In diesem Bild habe ich bspw. die Sättigung im Nahbereich (vorsichtig) erhöht und im Fernbereich reduziert, um das Leuchten der Blätter noch zu intensivieren.

Faszinierende Möglichkeiten, die sich zudem seit meinem 2016er Telefon-Modell nochmals stark verbessert haben dürften; angesichts dessen wird nur zu klar, warum der Markt für Kompaktkameras in den letzten Jahren so geschrumpft ist. Sicher, wenn man in die 12-Megapixel-Bilder reinzoomt und sie intensiver am Rechner bearbeiten möchte, sieht man immer noch deutlich stärkere Kompression und andere Fehler gegenüber gleich dimensionierten Aufnahmen von wesentlich größeren Sensoren, aber für den Alltagsgebrauch dürfte das oft genug vernachlässigbar sein.

Und ein bisschen Angst kann es einem auch machen, wenn immer mehr von dem, was man sich früher zuerst als fotografisches Fachwissen aneignen musste, bevor die Bilder wunschgemäß aussahen, im Handy nur noch einen Fingertipp entfernt ist …

33 Kommentare

    • Christian W.

      Das ist mal ein digitaltechnisches Feature, das ich (ich!) begeisternd finde: Die Bildbearbeitung kann nicht nur auf den Fokus-Punkt der Aufnahme zugreifen, sondern im Prinzip auf eine räumliche Analyse des Gesamtbildes und auf dieser Basis automatisch Masken erstellen. Und das Ganze in Hardware für die Hosentasche.

      • Aebby

        Ich auch. Ich habe es jetzt schon in einschlägigen Produktbeschreibungen nachgelesen. Mit dem Feature kann das Handy wirklich zur „Immer-Dabei-Kamera“ werden. Ich komme gerade wirklich in Versuchung, zumal mein altes ohnehin kurz vor dem Austausch steht.

        • Christian W.

          Es hat halt seine eigenen quasi philosophischen Implikationen, erweitert mal wieder die klassische Frage nach der Echtheit eines Bildes. Aber es macht ja auch immer mal Spaß, darüber nachzudenken …

      • Aebby

        Stimmt, das Nachdenken macht Spaß. Passt ein bisschen auch zum Licht überm Spargelacker 😉 Davon abgesehen halte ich das mit der „Echtheit“ mittlerweile immer mehr für eine verklärte Illusion … das muss ich irgendwann mal ausführlicher aufschreiben.

    • Christian W.

      Dabei spielt (nicht fürs Motiv, nur für die Farben) das Duotone-Modul in Camera+ eine tragende Rolle. Das ist bei meinen ersten Rumprobierereien meine Zweitlieblings-Funktion nach dem Tiefensensor.

  • Eva Zimmer

    Die Fotos gefallen mir unheimlich gut. Von dem was du sonst geschrieben hast, verstehe ich wie immer kaum was, denke aber du kannst eben das Maximum erreichen durch deine Kenntnisse. Da traue ich mich kaum zu experimentieren, weil hinterher die Kamera verstellt ist und nirgends steht, wie man wieder zurück auf Anfang kommt…

    • Christian W.

      Stimmt schon, ich probiere möglichst viel mal aus (und manches, weniges, überzeugt mich dann auch), aber ich habe auch keine Angst davor, notfalls das gesamte Gerät auf Werkseinstellungen zurückzusetzen und bei Null anzufangen. Es kommt zwar echt selten vor, dass das nötig ist, aber auszuschließen ist es nicht.

      • Eva Zimmer

        Oh, da habe ich Respekt davor. Mir fehlt die Anleitung, um alles nachlesen zu können. So selbsterklärend finde ich die Handhabung einer Kamera nicht. Schon allein, weil man dazu ewig viele Fachbegriffe und Zusammenhänge kennen muss.

        • Christian W.

          Stimmt wohl – man findet zwar im Prinzip zu allen denkbaren Problemstellungen Anleitungen im Internet, aber es ist schwierig zu suchen, wenn man nicht genau formulieren kann, wonach man eigentlich sucht. (Geht mir bei weniger vertrauten Themen als Foto auch erschreckend oft so.)

  • Ola

    DA geht es mir wie dir. Ich mache inzwischen wohl die Hälfte aller Foto unterwegs mit dem Handy. Ich kann dann vor allem mitnehmen, was mir unterkommt und muss nicht einen Fotoausflug samt Wechselobjektiv u.a. planen. Ich bearbeite allerdings lieber am großen Bildschirm .

    • Christian W.

      Wobei ich auch mit der richtigen Kamera nur noch selten ein zweites Objektiv mitnehme, ich lege mich sehr gern auf eine Festbrennweite pro Ausflug fest, weil ich finde, dass das die Motivfindung erleichtert. – Ans Fotografieren mit dem Handy muss ich mich erst noch rantasten, bisher sind in der Regel zwei Drittel aller Aufnahmen verwackelt, weil das Auslösen auf dem Touchscreen ein Impuls in die falsche Richtung ist und der Druckpunkt der Lautstärke-Taste als Auslöser irgendwie nicht zu meinen Fingern passt.
      Ich finde bei Handyfotos meist, dass sie zur Bearbeitung auf dem Touchscreen besser aufgehoben sind – am großen Rechner bin ich gewohnt dran, viele Schritte in 1:1-Ansicht zu machen, und dann sieht man die technischen Fehler so deutlich 🙂

  • Thomas_U

    Danke, Christian, für die interessanten Aufnahmen und die Erklärungen dazu. Das Auge freut sich, das Hirn lernt dazu und die Seele tanzt ;-).
    Betr. Auslöser/Druckpunkt: Auslösen geht auch auch mit den Volume-Knöpfen an den Kopfhörern:
    https://www.tapsmart.com/tips-and-tricks/guide-stablize-photos-using-iphone-headphones-to-shoot-pictures-ios-10/
    https://sourcedigit.com/2822-take-photos-iphone-using-headphone-bluetooth-headset/
    Falls Du alte Earpods mit Klinkenstecker hast: Ich habe hier noch einen Adapter Klinke auf Lightning liegen, den ich Dir schicken kann.

    • Christian W.

      Das ist ja ulkig mit den Kopfhörerkabeln … (wobei mir das auch eher für Stativbetrieb nützlich scheint, beim Knipsen aus der Hand würde das eher noch wackliger!?) – Tatsächlich habe ich sogar passende Earpods bekommen, die der Vorbesitzer offensichtlich nie benutzt hat, und mein Plan ist eigentlich, das genauso zu halten. Da ich auf Mobilgeräten keine Musik habe, brauch ich die gar nicht. Naja, jetzt vielleicht doch, als Kabelfernbedienung 🙂

  • pflanzwas

    Das Pilzfoto begeistert mich am meisten 🙂 Schon irre, was da jetzt geht. Wie du sagst, früher lernte man das alles ausgiebig, heute ist es nur noch einen Klick entfernt – schräg! Das mit dem Handy finde ich allerdings auch interessant. Ich habe noch kein Smartphone, ist jetzt mal fällig. Eigentlich wollte ich nicht viel ausgeben, aber die Möglichkeit, Handykamera mit Aufsatzmarko zu nutzen, reizt mich dann doch wieder, auch wenn die Qualität vermutl. beschränkt ist. Aber das geht dann sicher wieder ins Geld. Ich muß da noch recherchieren.

    • Christian W.

      Ach, bei den Aufsätzen bin ich skeptisch, noch ein Teil, an das man denken muss und das in der Tasche leicht verloren geht … Viele Handys lassen sich ja schon von Haus aus sehr nah einstellen. Wobei ich keine Ahnung mehr habe, was Stand der Dinge ist, mein „Neues“ ist ein auch schon vier Jahre altes Gebrauchtes. (Wird aber aller Erfahrung nach auch noch mal mindestens genauso lange halten, eher länger; das kann man zumindest bei den neu natürlich absurd teuren Apfelfonen echt gut machen mit Gebrauchtkauf.)

      • pflanzwas

        Ich überlege so etwas, aber wird die Software da noch „geupdatet“? Es gibt hier ein 5er im Angebot. Mein altes Handy lebt bereits 15 Jahre bei mir, aber so langsam ist der Akku hinüber, und es war ein ziemlich preiswertes Ding. Das sollte man von dem Apfelding mehr erwarten können. Theoretisch. Was heißt sehr nah? Ich habe jetzt 24 – 720mm, 35mm äquiv. und hätte gerne noch näher 🙂

        • Christian W.

          Bei 15 Jahren wäre ich im Ernst auch bei einem Apfelfon skeptisch … Wir haben hier noch ein 4er als Notfallgerät rumliegen, das ist 10 Jahre alt und funktioniert im Prinzip noch, aber halt nur als Telefon und nicht mehr sinnvoll für Internetgedöns (wenn man das von einem Telefon erwartet). – Ein 5er iPhone ist die letzte (oder vorletzte?) Generation, die gerade nicht für die aktuelle Betriebssystem-Version taugt und auch nicht für z.B. die Corona-App. Deshalb hab ich mein 5er neulich zum Zweitgerät für die Privatnummer degradiert und das Geschäftstelefon ist jetzt ein 7er. – Ach so, mit „nah“ meinte ich den Abstand bei Makroaufnahmen, also bis auf wenige Zentimeter ran. Echtes langes Tele ist mit Telefonen praktisch nie drin, selbst mit Aufsatzlinsen zum Anklipsen nicht. Mit Handys bist du vermutlich immer im Bereich Weitwinkel bis (bestenfalls) kurzes Tele unterwegs. Und länger als KB-äquivalent 720mm können ja selbst die wenigsten Bridge-Kameras …

          • pflanzwas

            Sorry, mir gings um die Nähe, nicht das Tele. Also ca. 3cm ist das höchste der Gefühle, was bei meiner Kamera geht und da würde ich mir mehr erhoffen. Ist halt immer die Frage, was man für Makros machen möchte. Das würde mir mit Smartphone evtl. reichen, aber ich muß da noch mal gründlicher recherchieren und auf was Besseres warten.

          • Christian W.

            Aber je näher du rangehst, desto schwieriger wird es halt auch, für gute Ausleuchtung des Motivs zu sorgen. Wenn du eine Zoomkamera hast, gelten die 3cm wahrscheinlich bei Weitwinkeleinstellung, 3cm von der Frontlinse bei Normal oder kurzem Tele würden schon viel bringen. – Jedenfalls ist auch das beste Handy vermutlich kein geeigneter Partner, wenn du so was wie deine jüngsten Pilzfotos machen und dabei noch Qualitätsreserve haben willst. Am ehesten noch würde ich mal probieren, ob du mit einer wirklich starken Nahlinse (+10 dpt oder so) vor der Optik noch zu brauchbaren Bildern kommst. Deutlich dreistellige Beträge, wenn es um Nahaufnahmen geht, wären meines Erachtens besser in eine (gebrauchte) Systemkamera mit Makroobjektiv mittlerer Brennweite und vielleicht noch Zwischenringe investiert als in ein Handy, das fotografisch immer die zweit- oder drittbeste Lösung bleibt.

          • pflanzwas

            Vermutlich hast du Recht. Es war so ein Gedanke, weil jetzt ein Smartphone her muß und ich überlegte, ob mir das was bringen würde, aber siehe oben 🙂 An meiner Kamera kann ich leider keine Objektive tauschen, sonst wäre das Problem schnell gelöst. Also sparen…Ich muß gestehen, daß ich technisch ziemlich unversiert bin, trotzdem danke für deine vielen hilfreichen Tips!

          • Christian W.

            Hat deine jetzige Kamera denn ein Filtergewinde? Falls nicht: Kannst du mir mal den Durchmesser des Objektivglases und den der Objektivfassung durchgeben? Vielleicht kann man mit der Kamera bei Einstellung auf Normal bis kurze Telebrennweite * und einer Nahlinse davor bessere Nahaufnahmen machen als mit der normalen Makrostellung; und ich hab hier in der Grabbelkiste einiges an Nahlinsen rumliegen, die man mglw. adaptieren könnte …

            (*) Nahlinsen sind umso wirksamer, je länger die Brennweite ist, aber das hat optische Grenzen – bei sehr langem Tele wirkt eine Nahlinse wie ein Weichzeichner. Alles schon durchprobiert 🙂

          • pflanzwas

            Das glaube ich dir aufs Wort 🙂 Das wäre natürlich auch ne Möglichkeit, freu, wobei sie sehr lichtschwach ist. Somit kann es sein, daß ein Aufsatz schon zu viel wäre. Bei Sonne geht allerdings viel. Ich habe eine Lumix Pan. TZ71. Ich kann morgen mal gucken. Jetzt mache ich mich vom Acker 🙂 Bin müde. Gute Nacht!

          • pflanzwas

            Ich bin mir nicht sicher, welche Teile du meinst. Das gesamte Gewinde hat einen Durchmesser von ca. 5,7 cm. Das ausgefahrene Objektiv ganz vorne insgesamt ca. 3,7 cm, das Glas ist rechteckig in der Fassung und mißt B 2,3 x H 2 cm. Ich hoffe, du kannst damit was anfangen?

    • Christian W.

      Noch mal konkret zum Thema Makro: Ich weiß nicht, ob du sonst daran gewöhnt bist, deine Fotos kräftig zu beschneiden, um Details noch weiter zu vergrößern – aber das ist etwas, das mit Handyfotos eindeutig nicht so gut geht. Hier ist mal ein Beispiel eines Makrofotos, das bei gutem Licht (niedrigste Sensorempfindlichkeit) aufgenommen und in höchster Qualität (TIFF) gespeichert worden ist.
      Ganzes Foto:
      Makrofoto Blatt und Pilz
      Unskalierter Ausschnitt 1600x1200px:
      Ausschnitt mit deutlich sichtbaren Artefakten (künstliche Strukturen als BIldfehler)
      Diese Klötzchen hast du sonst halt nur bei Kompakten mit sehr kleinem Sensor, bei allem ab spätestens Micro-Four-Thirds-Sensor ist bei nominell gleicher Auflösung aufgrund der höheren technischen Bildqualität einfach viel mehr Reserve für Ausschnittvergrößerungen drin.

      • pflanzwas

        Okay, bei der kleinen Ansicht siehts noch ganz gut aus, aber bei der Vergrößerung wirds deutlich. Ach, daß ist schwierig, wenn man kein Vermögen ausgeben will. Man kann ja gebraucht kaufen, so wie du mit dem Handy, aber auch da kosten die besseren Sachen immer noch ne Menge, die ich jetzt nicht gerade hinblättern möchte. Muß wohl noch n büschen sparen…

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